Malerisch, auf einem Bergsporn über Neckarwestheim, liegt das Re­naissance-Schloss der Herren von Liebenstein.

HISTORIE  Wie ein dendrochronologisches Gutachten belegt, war nicht wie lange angenommen, Reinhard von Lie­benstein der Bauherr des Schlosses, sondern König Heinrich VII., Sohn des Stauferkaisers Friedrich II., der den Bergfried als ältesten Teil der Burg zwischen 1230 und 1240 errichtete.

Peter II. und Konrad teilten 1445 das Geschlecht der Lieben­steiner in eine Obere und Untere Linie auf.

1525-1600 erhielt das Obere Schloss durch umfassende Umbau­arbeiten sein heutiges Aussehen im Renaissance-Stil und gaben dem Anwesen einen repräsentativen Charakter.

Ab 1590 wurde die Schlosskapelle ebenfalls im Renaissancestil von dem Heilbronner Baumeister Jacob Müller nach dem Vorbild der Stuttgarter Schlosskirche erbaut.

1631 zog Kaiser Ferdinand einen Teil des Oberen Schlosses ein, da sich Philipp von Lieben­stein in der Schlacht bei Nörd­­lingen für die Schweden eingesetzt hatte.

Nachdem sich das Schloss kurzzeitig im Besitz der  Grafen von Trauttmannsdorff befand, erfolgte nach dem Tode Wallensteins, der leitender Minister des Kaisers war, 1639 die Rückgabe des oberen Schlosses an die Herren von Liebenstein.

Mit dem Tod des Friedrich Albert von Lieben­stein erlosch 1657 die Obere Linie im Mannesstamm und die Güter wurden an das Untere Haus vererbt.

1673 verkaufte Philipp Albrecht das Obere Schloss an Herzog Eberhard III. von Württemberg und 1678 tauschte Philipp Konrad II. seine halbe Herrschaft samt dem Unteren Schloss mit dem Haus Württemberg gegen die andere Hälfte des Dorfes Köngen mit dessen Vorderem Schloss, was die Familie von Lieben­stein durch ein Klage vergeblich zu verhindern versuchte

Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges plündernden französische Soldaten Schloss Liebenstein und vernichteten alle Akten, die der Vogt von Besigheim hier „in Sicherheit“ gebracht hatte.

1812 wurde die Domäne Liebenstein durch einen Tauschvertrag an das Oberfinanzkammeramt von Großbottwar abgetreten. Schon 1819 machte man den Tauschvertrag rückgängig und das Anwesen wurde wieder von der königlichen Hofdomänenkammer verwaltet. Liebenstein blieb als Privat­­besitz der württembergischen Könige auch nach Ende der Monarchie im Besitz des Hauses Württemberg.

1884 war das hofkammerliche Forstamt in Teilen des Schlosses untergebracht und zwei Familien mit insgesamt 43 Personen wohnten im übrigen Teil.

Während des Zweiten Weltkrieges beschoss und beschädigte 1945 die französische Artillerie das Schloss, das von deutschen Soldaten besetzt war.

Nach dem Krieg diente das Schloss und seine Nebengebäuden 46 Heimatvertriebenen als Unterkunft.

1972 bis 1976 wurde die verfallene Schlosskapelle, die das Haus Württemberg  um 1800 auf Abbruch zu verkaufen versuchte, von Grund auf renoviert.

Die Hofkammer des Hauses Württemberg verkaufte 1982 das Schloss an die Gemeinde Neckarwestheim.

Bis 1985 dauerte die Renovierung und der Umbau des oberen Schlosses in ein Hotel und Restaurant nebst Clubräumen des Golfclubs. Heute sind das Schlosshotel mit Golf­anlage, Kapelle und der wieder begehbare Burgfried ein gelungenes Bei­spiel für denkmal­pflegerische Leistung und kulturelles Engagement.