Stilprägend für das Ensemble der Eremitage Waghäusel war das westlich von Paris gelegene Jagdschloss “Marly-le-Roi”, eine Schöpfung des französischen “Sonnenkönigs” Ludwig XIV.
HISTORIE Den Grundstein zur unweit seiner Bruchsaler Residenz gelegenen Eremitage in Waghäusel legte Damian Hugo Philipp von Schönborn-Buchheim, Fürstbischof von Speyer, im Jahre 1724. Das von Johann Michael Ludwig Rohrer geplante Ensemble umfasste acht Eremitenpavillons rund um einen sechzehneckigen Zentralbau, überragt von einem Belvedere-Saal. Das neu geschaffene Refugium sollte den Speyerer Fürstbischöfen als Rückzugsort für religiöse Übungen sowie als Ort der Entspannung nach der Jagd dienen.
Bereits 1730 ließ von Schönborn anstelle der kleinen, einfachen Eremitenhäuschen durch Johann Balthasar Neumann vier zweistöckige Kavalierpavillons mit quadratischem Grundriss errichten, die mit einer Ringmauer verbunden waren. Der Hauptbau wurde 1747 unter Fürstbischof Franz Christoph von Hutten, ebenfalls durch Neumann, erweitert.
Nach der Auflösung des Hochstiftes Speyer im Jahre 1803 fiel dessen rechtsrheinischer Teil mit Waghäusel an den badischen Staat. Der letzte Speyerer Fürstbischof Philipp Franz Nepomuk Wilderich von Walderdorf behielt bis zu seinem Tod im Jahre 1810 ein Wohnrecht in den Schlössern Bruchsal und Waghäusel.
1837 kaufte die “Badische Gesellschaft für Zuckerfabrikation” die Schlossanlage vom badischen Staat und errichtete hier die bis 1995 bestehende Zuckerfabrik Waghäusel. Obwohl im Laufe der Jahre alle barocken Wirtschaftsgebäude abgebrochen wurden, blieb die Bausubstanz des historischen Zentrums weitgehend erhalten.
Im Jahre 1997 konnte die Stadt Waghäusel das denkmalgeschützte Ensemble erwerben.
Text aus Website:
1997 verkaufte die Südzucker AG das Zuckerfabrikgelände einschließlich der Eremitage an die Stadt Waghäusel, die über Jahre mit Zuschüssen des Landes Baden-Württemberg umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an der denkmalgeschützten Schlossanlage durchführte. Zunächst wurden am Hauptbau Dächer, Fenster, Sockel, Verputz und Farbgebung erneuert. Im Jahr 2004 erhielt die Rotunde des Hauptbaus einen neuen, dem historischen Vorbild nachempfundenen Dachstuhl aus Stahl und Holz. Die seit dem Umbau in den 1920er Jahren zugeschütteten Teile des Kellers unter dem Eingangsbereich und Reste des von Balthasar Neumann konzipierten Treppenhauses wurden freigelegt. Im Bauschutt fanden sich dort noch Kacheln und Putzreste der Originalausstattung des 18. Jahrhunderts. Man entdeckte und sicherte die Reste des für die Zeit um 1750 überaus fortschrittlichen Kanalsystems. Teile des historischen Achsensystems der Anlage wurden durch Pflanzung von Baumalleen wiederhergestellt. Die Innensanierung des Hauptbaus dauerte von Mitte 2010 bis Ende 2013, dabei wurden historische Befunde freigelegt und konserviert. Seit Januar 2014 wird die Eremitage nach und nach der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Die aus der französischen Sprache stammende Bezeichnung Eremitage (von ermitage “Einsiedelei”) wurde in der Höfischen Gartenkunst sowie für einsam gelegene Bauwerke und Orte verwendet, die dem „Rückzug ins Private“ dienten.
Foto: © Roland G-H (Roland Gunz-Herbst) – www.fotocommunity.de – Titel: Eremitage – Alle Rechte vorbehalten – Mit freundlicher Genehmigung des Urhebers
Ostseite des Schlosses
Foto: © Roland G-H (Roland Gunz-Herbst) – www.fotocommunity.de – Titel: Eremitage 2 – Alle Rechte vorbehalten – Mit freundlicher Genehmigung des Urhebers
Das Denkmal für die Freiheitskämpfer von 1849 des Speyerer Bildhauers Müller-Steinfurth steht östlich der Eremitage
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Von den ursprünglich vier Kavaliershäusern verblieben lediglich drei, nachdem das nordwestliche 1970 dem Melassetank der Zuckerfabrik weichen musste
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Durch die Erweiterung der Kavaliershäuser entstand Mitte des 18. Jahrhunderts der rechteckige Grundriss
Museum
In den vier Seitenflügeln des Obergeschosses wird die überregional bedeutsame Geschichte der Stadt zu den vier Themen Geschichte der Eremitage, Zuckerfabrik Waghäusel, Badische Revolution von 1848/49 und das Naturschutzgebiet Wagbachniederung anschaulich und modern mit Vitrinen und Medienstationen präsentiert
Öffnungszeiten:
Jeden letzten Sonntag im Monat von 14-17 Uhr (außer Feiertags und Fastnacht)
Theater
Die Eremitage als Spielort für Theateraufführungen und szenische Lesungen besticht durch das Ambiente der Rotunde im 1. Obergeschoss und eine sehr gute Akustik. Die Zuschauer werden darüber hinaus ganz nah an das Geschehen gebracht und erfahren so ein einzigartiges Theatererlebnis
Feiern und Tagungen, Seminare, Ausstellungen
Verschiedene Seminar- und Veranstaltungsräume
Führungen
• für verschiedene Zielgruppen; spezielle Kinder- und szenische Klassenführungen (zu Schulbuchthemen), daneben auch Kindergeburtstage mit Kreativteil und Kostümierung
• Führungen in einfacher Sprache werden auf Wunsch angeboten
Barrierefreiheit
Der barrierefreie Zugang befindet sich auf der Rückseite der Eremitage
Hunde
Informationen liegen derzeit nicht vor
Foto: © Stadt Waghäusel (Website)
Die Eremitage in Waghäusel ist ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung und Kleinod aus Barock und Art Déco
Eremitage Waghäusel
68753 Waghäusel
fon +49-7254.207-222 (Bürgerbüro)
www.waghaeusel.de
Stadt Waghäusel • Landkreis Karlsruhe
Eigentümer: Stadt Waghäusel