Vor den Toren der Stadt Wert­heim steht das charmante, von einem englischen Landschaftsgarten umgebene Wertheimer Schlösschen.

HISTORIE  Der bereits betagte Graf Friedrich Ludwig von Löwen­stein-Wertheim-Virneburg ließ 1777 an einem Hang des Main­ufers bei Wertheim einen Barockgarten anlegen, der sich über meh­rere Terrassen hinaufzog.

Er beauftragte den Maurermeister Dietrich Gottlieb Betschler, ein Gartenpalais im Rokoko-­Stil im Eicheler Hofgarten, einer von insgesamt sieben geplanten und teilweise ausgeführten Gartenanlagen in und um Wertheim, zu errichten.

Der verputzte Fachwerkbau bestand aus einem kleinen Festsaal im Obergeschoss und einer Orangerie im rückwärtigen Gebäudeflügel. Der kulturell interessierte Graf ließ in dem Palais eine Bibliothek einrichten, die er öffentlich zugänglich machte, was erhalten gebliebenen Ausleihlisten zu entnehmen ist.

1816 wandelte Fürst Georg zu Löwenstein-Wertheim-Freu­den­berg den Barockgarten in einen englischen Land­schafts­garten um, der ebenfalls für die Wertheimer Bevölkerung geöffnet war.

Fürst Georg schwärmte 1847 von seinem „Eichelhofgarten“: „Das Landhaus, …, ist auf drei Seiten von einem englischen Garten umgeben, der einen hübschen Wechsel von Boskets, Rasenflächen, Blumengruppen, schattigen Gängen und Gewächshäusern für exotische Pflanzen darbietet. Dieser Garten steht dem Publikum jeden Tag von Morgens bis Abends 10 Uhr offen, wo er, jedoch nur im Sommer, geschlossen wird.“

Aus der Orangerie des Palais entstand ein groß­zügiger Festsaal, der bereits klassizistische Formen aufwies. Eine neogotische Grab­kapelle der Löwensteins, ein Rund­tempel und ein Gärtner­haus sind bis heute erhalten. Letzteres wird gegenwärtig als Café genutzt.

In der Folgezeit erfuhr das Hofgartenschlösschen vielerlei Umnutzungen, wie 1870-1871 die Einrichtung eines Laza­retts während des Deutsch-Französischen Krieges.

Ab 1873 wurde es unter anderem an den Schriftsteller Otto von Corvin vermietet.

1916 wurde eine Grabkapelle erbaut, in deren Kapellenraum sich die Sarkophage mehrerer Familienmitglieder derer von Löwen­stein-Wertheim-Freudenberg befinden.

Nachdem es viele Jahre leer gestanden hatte, konnte die Stadt Wertheim 2000 das stark sanierungsbedürftige und vom Abbruch bedrohte Schlöss­chen erwer­ben und renovierte es aufwändig in mehreren Bauabschnitten.

Das 2006 gegründete Museum der “Stiftung Schlösschen im Hofgarten” präsentiert sich in teilweise historisch erhaltenen Räu­men mit einem Einblick in seine Geschichte und seine Sammlungen.