Die drei Türme des Bad Mergentheimer Deutschordensschlosses, mit seiner reichen Vergangenheit aus Mittelalter, Renaissance und Barock, sind das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt.
HISTORIE Im Jahre 1058 wurde “Mergintaim”, verbunden mit einer Schenkung König Heinrichs IV., erstmals urkundlich genannt.
Die Herren von Hohenlohe, eine wohlhabende fränkische Adelsfamilie, beerbten im 12. Jahrhundert die in Mergentheim begüterten Grafen von Lauda und bauten die bereits vorhandene Veste zu einer Wasserburg aus.
1219 von einem Kreuzzug zurückgekehrt, schenkten Albrecht von Hohenlohes Neffen Heinrich, Andreas und Friedrich zwei Burgen, alle ihre Güter sowie den Zoll, den Zehnten und die Gerichtsbarkeit in Mergentheim dem neu gegründeten Deutschen Orden, dem sie beigetreten waren. So fassten die Johanniter in Mergentheim Fuß und richteten in dem alten Königshof eine Kommende ein.
Nachdem in den Bauernkriegen 1525 die Burg Horneck zerstört worden war, fiel die Wahl auf Mergentheim zum neuen Hauptsitz des Deutschen Ordens nach der Reformation. Insgesamt siebzehn Hochmeister sollten von 1525 bis 1809 in Mergentheim regierten.
1568 begannen die sich über Jahrzehnte bis zum Jahr 1628 andauernden Umgestaltungen der mittelalterlichen Wasserburg zu einer Renaissance-Anlage. Es sollte ein repräsentativer Schlossbau zur permanenten Residenz des Hochmeisters als Fürstensitz geschaffen werden.
Die 1574 im nordwestlichen Treppenturm von Blasius Berwart gestaltete Wendeltreppe mit offener Spindel gilt bis heute als anerkanntes Meisterwerk der deutschen Steinmetzkunst. In dieser Treppe kombinierte Berwart spätgotische mit neuen Dekorationselementen der Renaissance.
Seit 1626 schließt sich an den Kern der Schlossanlage das Äußere Schloss an, wozu unter anderem der Hauptportalbau, die Brücke über den Wehrgraben sowie das Kanzlei- und Archivgebäude gehören.
Zwischen 1730 und 1799 erweiterte man die Anlage zu einem Barockschloss.
Als eine der letzten großen Baumaßnahmen vor der Säkularisation entstand 1782 im Auftrag des Hochmeisters Carl Alexander von Lothringen der elegante klassizistische Kapitelsaal im Südwestflügel nach einem Entwurf von Franz Anton Bagnato.
Mehrere bedeutende Künstler wie der Stuckateur Augustin Bossi, der Bildhauer Johann Georg Auwera aus Aub und ab 1784 der Wiener Deckenmaler Probst waren an der Ausgestaltung des Audienzsaales beteiligt.
Zu jener Zeit entstand am Südflügel nach Plänen des Münchner Hofbaumeisters François de Cuvilliés ein Rokoko-Gartenfesthaus, von welchem einige Gartenfiguren bis heute erhalten und im Deutschordensmuseum ausgestellt sind.
Hochmeister Maximilian Franz von Österreich ließ 1799 im Turm des Hauptportals durch den Hof- und Baurat Adam Stahl ein repräsentatives Treppenhaus mit einer breiten Treppe einbauen, um einen direkten Zugang von der Stadt ins erste Obergeschoss des Schlosses zu erhalten.
Um die Wende zum 19. Jahrhundert entstand ein Garten im englischen Stil mit einer imposanten Platanenallee und zwei Lusthäuschen, welche die Zeiten überdauerten und noch heute erhalten sind.
Das Jahr 1809 brachte das Ende der Ordensherrschaft, als Kaiser Napoleon die Auflösung des Deutschen Ordens in allen Staaten des Rheinbundes verfügte. Mergentheim gelangte an das neu gegründete Königreich Württemberg und wurde seiner reichen Ausstattung beraubt.
Ab 1827 diente das Schloss als Wohnsitz von Herzog Paul Wilhelm von Württemberg und ab 1868 wurde es als Kaserne der Württembergischen Armee genutzt. Im Äußeren Schloss waren auch staatliche Behörden untergebracht, im Hochschloss zeitweise die Stadtbücherei, eine Kleiderfabrik und eine Ballettschule.
Seit 1931 beherbergte das Schloss die Bestände des Bezirksheimatmuseums, aus dem das 1961 gegründete Deutschordensmuseum hervorging – das älteste Museum Nordwürttembergs. Das Glanzstück des Museums bilden die Räume der einstigen Hochmeisterwohnung mit höfischem Mobiliar und prächtigen Stuckdecken.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte im Jahre 1956 zunächst die Restaurierung des Kapitelsaals und von 1975 bis 1996 die Restaurierung des gesamten Schlosses, welches noch heute Spuren der ursprünglich mittelalterlichen Wasserburg des 11. Jahrhunderts erkennen lässt.
Foto: © Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Günther Bayerl
Die Renaissance prägt noch heute das Erscheinungsbild der Anlage, deren Hauptbauphasen aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und aus dem 18. Jahrhundert stammen
Foto: © Foto Besserer, Lauda-Königshofen
Im klassizistischen Kapitelsaal ist jene Sitzordnung nachgestellt, als 1791 eine der letzten Versammlungen des Generalkapitels im Schloss stattfand
Foto: © Deutschordensschloss Mergentheim
Vorzimmer der neuen Fürstenwohnung
Foto: © Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Günther Bayerl
Der Schlosspark wurde im Stil englischer Landschaftsgärten angelegt
Foto: © Holger Uwe Schmitt – Lizenz: CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons
Der Bau der Brücke über den Wehrgraben erfolgte 1626, als der Kern der Schlossanlage um das Äußere Schloss erweitert wurde
Deutschordensmuseum
Die Schlossräume zeugen bis heute von der Bedeutung und der Macht des Deutschen Ordens in der christlichen Welt; Leben und Wirken der Ordensleute; Fürstliche Prunk- und Wohnräume, Stadtgeschichte, Adelsheim’sche Altertumssammlung, Puppenstubensammlung, Mörike-Kabinett, Präsentation zur Jungsteinzeit im Taubertal, Sonderausstellungen
Führungen:
Schlossführungen, Kostümführungen, Sonderführungen
Öffnungszeiten:
1. April-31. Oktober:
Mi, Do, Fr, Sa, So, Feiertag 10.30-17 Uhr
1. November-31. März:
Mi, Do, Fr, Sa 14-17 Uhr; So+Feiertag 10.30-17 Uhr
24., 25. und 31. Dezember geschlossen
Schlossgarten: Tagsüber frei zugänglich
Museumskonzerte im Schloss
im Roten Saal und im Kapitelsaal des Deutschordensschlosses mit international ausgezeichneten, klassischen Musikern
Open-Air-Konzerte im Schlosshof
mit Musikern von internationalem Rang
Tourist-Information Bad Mergentheim:
fon +49-7931-574815
Abonnement: fon +49-7931-477442
Feiern und Tagen
Verschiedene Räumlichkeiten können für Tagungen, Empfänge, Konzerte, Vorträge, Festveranstaltungen und Theateraufführungen gemietet werden
Schlosspark
im Stil eines englischen Gartens mit künstlich angelegten Wasserläufen, einem kleinen See und harmonisch in die Parklandschaft integrierten Lusthäuschen
(ganzjährig ohne Eintritt zugänglich)
Barrierefreiheit
Das Residenzschloss Mergentheim ist mit leichten Einschränkungen barrierefrei zugänglich
Zwei Führungsangebote des Museums richten sich auf die Anforderungen von Menschen im Rollstuhl und von Sehbehinderten ein
Video in Gebärdensprache
Quelle: © Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg – www.youtube.com
Hunde
Blindenführhunde dürfen nach Anmeldung in die Schlossräume, andere Hunde müssen im Kassenbereich warten, werden dort aber gerne mit Wasser versorgt; im Garten sind Hunde zugelassen – per Schlossgartenordnung herrscht jedoch Leinenpflicht
Foto: © Holger Uwe Schmitt – www.flickr.com – Titel: Auf der Wendeltreppe der Sonne entgegen – Alle Rechte vorbehalten – Mit freundlicher Genehmigung des Urhebers
Der Stuttgarter Baumeister Blasius Berwart, der ab 1571 die Baumaßnahmen in Mergentheim leitete, konstruierte 1574 die nach ihm benannte Wendeltreppe mit freitragender Spindel und kunstvollem Relief an der Unterseite, deren Treppenturm im Innenhof zwischen West- und Nordflügel steht
Foto: © Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Günther Bayerl
Das Hochmeisterwappen des Deutschen Ordens in Silber mit schwarzem durchgehenden Kreuz, belegt mit einem goldenen Lilienkreuz, ein Herzschild in Gold belegt mit einem schwarzen Adler
Foto: © Holger Uwe Schmitt – Lizenz: CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons
Deckenfresko von Nikolaus Gottfried Stuber in der durch Hochmeister Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg 1730 erbauten repräsentativen Schlosskirche Bad Mergentheim im barocken Stil, unter der sich eine Krypta mit Grabsteinen von Mitgliedern des Deutschen Ordens befindet
Deutschordensschloss Mergentheim
Schloss 16
97980 Bad Mergentheim
fon +49-7931-52212
Stadt Bad Mergentheim • Main-Tauber-Kreis
Eigentümer: Land Baden-Württemberg
„Staatliche Schlösser und Gärten“
Weitere Informationen: www.schloss-mergentheim.de